Rundbrief 12 / 00

20 Jahre bs-forum – das Fest

Ein fröhlicher und geselliger Abend sollte es werden: das Fest zum 20-jährigem Vereinsjubiläum des forums. Und ein solches ist es schließlich – trotz einiger Pannen in der Vorbereitung – auch geworden.

Ca. 70-75 Freunde und Gäste des forums hatten am 4. November den Weg in die Brunsviga gefunden, darunter auch die 1. Bürgermeisterin Friederike Harlfinger (CDU) und die 2. Bürgermeisterin Sigrid Probst (Bündnis 90 / Die Grünen).

„Sekt oder Selters“ lautete zunächst die Frage beim Willkommenstrunk. Natürlich entschieden sich die meisten für den Sekt, was der Stimmung sichtlich gut tat.

In ihrer Begrüßung ließen Heidi Wanzelius und Hans-W. Fechtel noch einmal die wesentlichen Stationen der frühen „wilden“ 80er Jahre Revue passieren. Sie vergaßen aber auch nicht all jenen zu danken, die den Verein finanziell unterstützt haben und ihm auch jetzt noch ideell oder finanziell unter die Arme greifen. Ein ganz persönlicher Dank galt ihren verständnisvollen Lebenspartnern. Danach wurde – mit einer Jubiläumsversion des „kleinen grünen Kaktus“ - das reichhaltige Büffet eröffnet (Liedtext im Anschluß an diesen Artikel).

Leider geriet der 1. Auftritt der Saxophonisten um Vlady Bystrov doch arg laut, was etliche Gäste zur Flucht in den Vorraum veranlasste. Dort erwartete sie eine Wiederholung des Videos zum 5-jährigen Bestehen des forums, seinerzeit ausgestrahlt in der N3-Fernsehserie „Markt der Ideen“. Der historische Disput von Ex-Stadtbaurat Dr. Konrad Wiese, dessen Nachfolger Dr. Klaus Beckmann und Ex-OB Hartmut Scupin löste bei vielen sichtlich Freude aus und ließ die Saxophonisten bald vergessen.

Bald entwickelten sich auch im Studiosaal an den Tischen lebhafte Gespräche unter den Gästen. Richtig gut wurde die Stimmung schließlich, als Werner Fahrenholz auf seiner Gitarre die Oldiekiste aufmachte und dafür langen und herzlichen Beifall einheimste (3 Zugaben!!). Weitere Höhepunkte des Abends: der - 2. erheblich konzentriertere – Auftritt des Trios BS-Sax-3 und eine kurze – trotz einiger technischen Pannen von vielen Lachern begleitete – Diashow von Hans-W. Fechtel zum forum im Allgemeinen und zu den Braunschweiger Radweg-Macken im Besonderen.

Das große Finale schließlich bildete die Verlosung der Tombola-Preise. Der erste Preis, ein von Gerd Kruse gespendeter City-Roller im Wert von 200 DM, ging an Sigrid Heintorf vom Umweltamt, aber auch sonst gab es bei einer Gewinn-Chance von 1 : 3 viele zufriedene Gesichter im Publikum.

Resümee: ein schöner Abend mit vielen Rück- und einigen Ausblicken. Schade nur, dass nicht noch mehr forum-ler und Freunde des Vereins die Gelegenheit zu einem geselligen Wiedersehen nutzten!

Hans-W. Fechtel

Vortragsreihe „Autofreies Wohnen“ mit guter Resonanz

Auf gute Resonanz stieß die vom forum im November durchgeführte Vortragsreihe zum Thema „Autofreies Wohnen“. Waren es bei den ersten beiden Vorträgen jeweils 30-35 ZuhörerInnen, so fanden sich zur Schlussdiskussion in der Brunsviga sogar fast 50 Leute ein, darunter auch zahlreiche MitarbeiterInnen der Braunschweiger Stadtverwaltung.

Eher schwach vertreten waren dagegen die VertreterInnen aus der Politik und von den Wohnungsbaugesellschaften. Schade, denn die Referenten Henrik Freudenau, Claudia Nobis MA, Dipl.-Ing. Jörn Bergmann und Ruth Dirks wussten viele interessante Fragen zu beantworten.

Ob die Chancen für autofreie Wohnmodelle in BS durch die Veranstaltungsreihe verbessert wurden, wird die Zukunft zeigen. Zumindestens wissen die ZuhörerInnen jetzt, worüber sie reden.

Dank gilt am Ende dem Umweltamt der Stadt BS für die finanzielle Unterstützung, Sabine Pfeiffer für die Gestaltung des Faltblattes und Juliane Krause für ihr Engagement bei der Organisation und Moderation der Veranstaltungen.

Weitere Aktionen und Veranstaltungen zum Themenkomplex „Autofrei“ sind in Vorbereitung. Wer mitmachen möchte, soll Kontakt zur Initiativgruppe aufnehmen. Im forum-Büro (Tel.: 895030) können die AnsprechpartnerInnen und Termine erfragt werden.

Darüber hinaus bietet das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund auf http://www.ils.nrw.de/ weiterführende Informationen zur Thematik. Dort kann auch ein kostenloser Newsletter (in Papierform) abonniert werden.

Kontakt zum ILS:

Henrik Freudenau
Quartiersbezogene Mobilitätskonzepte,
Car-Sharing, Radverkehr
Tel.: 0231 / 90 51-2 79
henrik.freudenau@ils.nrw.de

Ommo Ommen

 

„Soziale Stadt Westliches Ringgebiet“

Über das Projekt „Soziale Stadt westl. Ringgebiet“ ist in den vergangenen Wochen viel geredet und fast ebensoviel geschrieben worden. Nur langsam allerdings erst lichtet sich der Nebel, der zur Zeit noch über Projekt als solchem, den beantragten Fördermitteln, dem anvisierten Stadtteilmanagement und den konkreten Projektideen hängt.

Klar ist nur: Die Stadt BS hat für die städtebauliche Sanierung des west. Ringgebietes einen – mit den örtlichen Vereinen / Einrichtungen weitgehend abgestimmten – Förderantrag beim Land gestellt und erwartet spätestens zum März 2001 einen – hoffentlich positiven Antwortbescheid der Bezirkregierung.

Noch im Januar 2001 werden sich der Bezirksrat 320 (16.1. ) und die Stadtteilkonferenz (18.1. in der Hugo Luther Str. 60) mit der „Sozialen Stadt“ befassen, um ihre Positionen speziell auch zur Frage des künftigen „Stadtteilmanagements“ zu klären. Im März will dann der Stadtrat über den Fortgang (besser den Start) des Projektes verbindlich entscheiden.

Wie steht das forum zur „Sozialen Stadt“?
Wir haben bereits vor Jahresfrist gegenüber dem Stadtplanungsamt deutlich gemacht, dass wir einen möglichst baldigen Beginn des Projektes begrüßen würden und auch für die Realisierung mehrerer Einzelprojekte („Bürgerbaustelle West. Ringgleis“, „Vernetzung von Spiel- und Freiräumen“) zur Verfügung stehen.

Von zentraler Bedeutung ist dabei die Klärung der „personellen Ressourcen“, denn nur auf ehrenamtlicher Basis werden sich die Einzelprojekte nicht realisieren lassen. Auf deutsch: Eine „Bürgerbaustelle Ringgleis“ erfordert zur fachgerechten Betreuung wenigstens eine halbe feste Stelle beim forum, gleiches gilt für das „Vernetzungsprojekt“.

Ob und inwieweit das forum oder einzelne Mitglieder des Vereins für die Aufgaben eines Stadtteilmanagements zur Verfügung stehen, wir derzeit noch intensiv diskutiert. Näheres wird sich spätestens klären, wenn die Beschlüsse vom Bezirksrat und Stadtrat vorliegen.

Eines allerdings kann jetzt schon gesagt werden: Das Stadtteilmanagement ist zwar wichtig, es wir am Ende aber nicht alleine über den Erfolg oder Misserfolg der „Sozialen Stadt“ entscheiden.

Wichtiger ist die Stärkung / Aktivierung der örtlichen Einrichtungen / Initiativen und deren praktizierte Zusammenarbeit zum Wohle der Bevölkerung. Leitmotiv für alle sollte sein: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es (frei nach Erich Kästner)! In diesem Sinne wünschen wir uns und allen an den Diskussionen Beteiligten während der nächsten Wochen einen konstruktiven und offenen Diskurs.

Nur so lässt sich im westl. Ringgebiet mittel- und auch längerfristig manches zum Besseren wenden!

Hans-W. Fechtel

 

Gegen das Vergessen

Mit Trauer stellten wir im Dezember ’99 fest, daß das Schicksal Braunschweiger Sinti-Familien immer noch ein blinder Fleck in der Aufarbeitung der Nazivergangenheit unserer Stadt darstellte. Die Kiste, in der die Erinnerungen an Verfolgung, Demütigung und Ermordung der Sinti im Archiv der Gedenkstätte Schilldenkmal Auskunft geben sollte, beinhaltete bis zu jenem Zeitpunkt einen großen Stoß an leeren Blättern.

Im Entwurf zu einem umfassenden Gedenkstättenkonzept der Stadt Braunschweig fand sich ebenfalls kein Hinweis auf einen Ort der Trauer für diese Opfergruppe. Ein Telefonat mit Heinz Stein, dem hiesigen Sprecher der Braunschweiger Sinti ergab, daß man diese schlichtweg vergessen hatte, in die örtliche Aufarbeitung der jüngeren Geschichte einzubeziehen.

Das braunschweiger forum nahm daraufhin Kontakt zum Niedersächsischen Verband Deutscher Sinti in Hannover sowie zu Fr. Dr. Hesse, Leiterin des Kulturinstitutes in Braunschweig auf. Konkrete Vorstellungen für eine adäquate Erinnerung an die Schicksale Braunschweiger Sinti-Familien wurden in den Entwurf des Gedenkstättenkonzeptes eingearbeitet und auf politischem Wege beschlossen.

Das braunschweiger forum vermittelte weiterhin einen Kontakt zu Oberbürgermeister Steffens und Oberstadtdirektor Dr. Bräcklein, die eine Delegation überlebender Braunschweiger Sinti am 3. März 2000 im Rathaus zu einem Gespräch empfangen haben.

Erschütternd schilderten die Brüder Diesenberg ihre Deportation von Veltenhof nach Auschwitz und begleiteten die Presse an den Ort des Grauens, wo ihr Schicksal gemeinsam mit anderen Sinti-Familien in Braunschweig durch die Nazis brutal bestimmt wurde. In Veltenhof wurden sie in der Nacht vom 2. zum 3. März 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Nur wenige überlebten das Grauen in den Konzentrationslagern. Mit einer Kranzniederlegung wurde im Rathaus an dieses schreckliche Ereignis erinnert.

Oberbürgermeister Steffens und Oberstadtdirektor Dr. Bräcklein versprachen der Sinti-Delegation, den Opfern der Verschleppung und Ermordung durch die Nazis einen adäquaten Ort zur Verfügung zu stellen, an dem ihrer gedacht werden könne. Auch der Bitte des Niedersächsischen Verbandes Deutscher Sinti, das Schicksal der braunschweiger Sinti-Familien wissenschaftlich aufzuarbeiten, wurde stattgegeben.

Mittlerweile gab es noch in diesem Jahr einige Treffen der Stadtspitze mit Vertretern der Sinti. Es wurde beschlossen, eine Erinnerungstafel im Eingangsbereich des Rathauses zu installieren und die Erarbeitung der Geschichte zu ermöglichen. Heinz Stein, der Sprecher der Sinti und Roma hat Anfang Dezember 2000 in der Beratungsstelle in Hannover, unterstützt durch Gelder der Arbeitsbehörde und der Stadt Braunschweig seine Arbeit aufgenommen. Ein Historiker wird in den nächsten Wochen eingestellt.

Wir, die ehrenamtlichen Mitarbeiter des braunschweiger forums, möchten uns an dieser Stelle bei Herrn Oberbürgermeister Steffens und Herrn Oberstadtdirektor Dr. Bräcklein für ihre Bemühungen bedanken und ihnen signalisieren, daß wir auch weiterhin in ähnlichen Anliegen bereit sind, uns einzusetzen.


 Heidi Wanzelius

 

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